Vom Alphornbläser im Outback (inkl. Video!)

Es war 5.30 Uhr, als letzten Mittwoch der Wecker ging und wir meinten noch, dies sei früh… wir wurden die Tage darauf eines Besseren belehrt, aber alles schön der Reihe nach: Eben, wir standen „früh“ auf, um die gebuchte 3-tägige Outback-Tour zu starten. Pünktlich wurden wir von Phill, unserem Guide mit seinem Lastwagen (ja, wir fuhren die drei Tage in einem Lastwagen, der in einen Personentransporter umfunktioniert wurde) abgeholt. Danach folgten ungefähr 5h Fahrt tief hinein ins Outback und nahe zum Ayers Rock, oder Uluru, wie ihn die Einheimischen nennen. Auf dieser Fahrt wurde uns bereits kundgetan, dass wir hier nicht in den Ferien wären, sondern dass uns ein Abenteuer bevorstehe, welches auch für den Guide jedes Mal wieder Unvorhergesehenes wie Wetter-Bedingungen, Strassen-Zustände etc. mit sich bringe.

 

Nach dem Lunch – die Aussies haben wirklich (k)eine Esskultur: Auf allen Touren gibt es zur Lunchtime IMMER diese gruusigen, nicht getoasteten Gummibrote, etwas hartes Gemüse, viel (!) Sauce und wenn man Glück hat, etwas Aufschnitt dazu. Immer und immer wieder…. – fuhren wir hinein in den Nationalpark, in dem dieser ominöse Stein, der Uluru liegt. Beim ersten Anblick wurde ich ehrlich gesagt etwas emotional, denn ich kann mich an eine Momentaufnahme aus meinem Kindergarten erinnern, als ob es gestern gewesen wäre: Unsere Kindergartenlehrerin besuchte während meinem Kindergartenjahr Australien und eben diesen Ayers Rock und brachte fantastische Bilder von diesem Stein mit nach Hause, die sie uns im Kindergartenkreisli zeigte. Ich wusste schon damals, dass ich diesen riesigen roten Stein gerne einmal selber sehen wollte und nun wurde mir dieser Wunsch erfüllt. Und der Stein war noch grösser, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ein paar Zahlen: Über 340 Meter hoch, einen Umfang von 10km und er geht nochmals ca. 6km in die Erde hinein.

 

Wir durften an einer Führung von einer Aborigine, einer Einheimischen, teilnehmen und lernten, wie sie früher und teilweise auch noch heute jagten und lebten – eine sehr kurzweilige und eindrückliche Stunde. Leider und auch verständlicherweise durften wir den Aborigine nicht fotografieren. Für uns sind diese Einheimischen die wohl am weitesten entfernten „Verwandten“ zu uns Weissen. Ihr Körperbau und insbesondere ihre Gesichter wie Nase und Ohren sind unseren „Bebauungen“ sehr weit entfernt.  Ebenso sind ihre Spiritualität und ihre Lebenseinstellungen für uns Westliche sehr fremd. Man kann nicht werten, ob gut oder schlecht, einfach sehr anders.

 

Spätabends – nach einem Sundowner mit Cüpli und Sicht auf den Uluru – kamen wir in unserem Camp an. Unser Nachtessen, eine Känguruh-Bolognaise, war bereits gekocht. Als unser Guide den Plan für den kommenden Tag erläuterte und mitteilte, dass um 4.30 Uhr Tagwach sei, wussten wir, dass unser Abend nicht mehr lange dauern würde, denn irgendwann sollte man ja noch etwas Schlaf kriegen… :-) Wir bezogen also ziemlich schnell unsere Zeltchen mit seitlicher Aussicht auf die Natur (nur ein Moskitonetz), machten das Beste aus der nicht vorhandenen Sauberkeit in diesen Zelten sowie an uns selber und probierten zu schlafen. Und ja, 4.30 Uhr wurden wir mit dem wunderschönen Lied „Morning has broken“ geweckt – nur war der Morgen noch nicht „broken“, denn es war noch stockdunkel… ;-) Kurz ein nicht sättigendes Müesli bei Stirnlampenlicht futtern und schon begann das Programm: Sonnenaufgang gucken (nur war es bewölkt.. ;-)), 2,5h Wanderung, Lunch mit vorher Schlangen-Evakuation aus dem Spülbecken :-(, 4h Lastwagenfahrt zum nächsten Camp.

 

Während der Wanderung durch die roten Gesteine des Kata Tjuta hörten wir plötzlich etwas, das wie ein Alphorn tönte. Aber mitten im Outback kann es ja wohl kein Alphorn sein, oder?! Das Echo in den Felswänden war wunderschön und wir kamen dem Sound näher. Plötzlich standen wir tatsächlich vor einem Alphornbläser, wir trauten unseren Augen nicht. :-) Er hiess Patrick, kam aus Burgdorf und spielte dort tatsächlich Alphorn! :-) Es ist ja nicht so, dass wir der Alphornmusik in der Schweiz völlig leidenschaftlich hingegeben sind, dennoch vermittelte es uns ein bisschen Heimatgefühle! :-)

 

Zurück zum zweiten Abend im Camp: Natürlich wurde alles auf dem Lagerfeuer gekocht. Wettertechnisch hatten wir aber auf unserer Outback-Tour mittelmässiges Glück: Tagsüber warm bis sehr heiss, abends und nachts Sturm und Gewitter. So kam es, dass wir drei Mal (beim dritten Mal vergebens) das Feuer neu entfachen mussten, um unser Nachtessen nach einer weiteren kurzen Regenattacke weiter brutzeln lassen zu können. Auf das Dessert mussten wir verzichten; das Cookie-Brot liess sich definitiv nicht mehr backen, weil die Feuerstelle schlicht zu nass war. Und ehrlich gesagt gingen somit alle noch etwas hungrig ins Bett – übrigens wieder im Wissen, dass um 4.30 Uhr Tagwach ist… :-( Den letzten Tag verbrachten wir ziemlich identisch zum zweiten Tag, nur mit einer etwas noch längeren Wanderung im Kings Canyon – einer sehr eindrücklichen Kulisse, wenn man die 500 Treppen einmal hinter sich gebracht hat. In diesem Tal wachsen die schönsten Palmen – mitten in der Wüste, was für eine eindrückliche Natur! Völlig schräg: Um 10 Uhr hatten wir schon die 4-stündige Wanderung hinter uns… ;-) Dieses frühe Aufstehen an diesem Tag machte sicherlich Sinn, denn ab ungefähr 8 Uhr wurde es brütend heiss beim Canyon.

 

Am Nachmittag fuhren wir die letzten der insgesamt 1400km in diesen drei Tagen zurück nach Alice Springs. Den Abend verbrachten wir – frisch geduscht und sauber – mit unserer Gruppe in einem authentischen Saloon in Alice Springs und verdrückten ohne mit der Wimper zu zucken über 300gr Fleisch mit vielen Beilagen pro Person vor lauter angestautem Hunger der letzten drei Tage… ;-)

 

Uns hat dieses Outback-Tour sehr berührt: Teilweise aus spirituellen Gründen und zum anderen, weil wir wiedermal ziemlich extrem aus unserer Komfortzone gerissen wurden, was ab und zu sicherlich gut tut, aber im Moment selber echt keinen Spass macht. :-) Jetzt sind wir in Melbourne und geniessen wiedermal Stadtleben mit viel Auswahl unserer geliebten asiatischen Speisen. :-) Ab Mittwoch packen wir unser Hab und Gut wieder in ein Auto und fahren der Küste entlang Richtung Sydney.

 

Dave hat übrigens sein nächstes Video zusammengestellt. Diesmal ein etwas längeres Video, da doch in den letzten Wochen mit Tauchen und Red Center viel passiert ist. Wir hoffen, euch gefällts! :-)

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